Ich bin Sisyphos, ich wälze einen Stein
Ich bin Sisyphos. Ich wälze meinen Stein, den ich für wahrhaftig halte, den Berg hinauf. Immer wieder und wieder stemme ich mich gegen den Fels, doch er bleibt unbeeindruckt von meiner unzulänglichen Kraft. Ich mache mich zum Narren in meinen Bemühungen. Ich will den Fels nicht liegen lassen. Nicht frei sein von der selbst aufgebürdeten Aufgabe, denn geschenkte Wahrheiten sind mir zuwider. Es ist meine Aufgabe, maße ich mir an, den Fels den Hang hinaufzurollen, solange bis er den Gipfel erreicht und dort verharrt für ewig. Als Ermahnung für die Gegenwärtigen und die Nachfolgenden auch. Allein kann mir diese Aufgabe nicht gelingen, ich weiß. Aber aufgeben ist keine Option. Den Fels nach oben zu wuchten, so lautet der Fluch seit Ewigkeiten. Andere, wie ich, stehen um den Stein. Nein, nicht wie ich, aber auch wie ich. Über Beschaffenheit und Farbe reden sie. Streiten, ob die Form optimal für das Vorhaben oder vielleicht der Berg sich unterordnen ließe dem großen Ziel. Andere fordern gar ein Gesetz zu sehen, einen Antrag, der das Hinaufrollen überhaupt erst erlaubt. Vom Olymp selbst, der auf eben diesem Berg sich eingerichtet hat, gezeichnet und gesiegelt.Nicht der Fels und nicht der Berg seien zur Lösung notwendig, sondern das grundlegende Verständnis für Berg und Stein wären unerlässlich. Zu klären sei weiterhin, ob Fels und Berg real seien oder eher als philosophische Metapher wahrzunehmen. Man müsse also zunächst beide in Einklang bringen und dann sich selbst mit beiden. Dann, so ist man sich kurz einig, könne die Aufgabe gelingen.Für das Gemeinwohl, so argumentieren andere,… Weiterlesen »Ich bin Sisyphos, ich wälze einen Stein