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Alter Mann

Eristik – Der Dolch im Dialog – oder der Zwang Recht zu behalten

Eristik, die Kunst des Streitens, ist eine Disziplin, die tiefe Wurzeln in der menschlichen Kommunikation hat. Der Begriff „Eristik“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Streit oder Zank. Es handelt sich dabei um eine Methodik, die in der Antike bereits angewandt wurde, und deren Prinzipien sich bis heute in verschiedenen Formen der Rhetorik und Dialektik erhalten hat. Eristik ist das Streben nach dem Sieg in einer Diskussion um jeden Preis. Eristik bedeutet, nicht nur zu sprechen, um gehört zu werden, sondern auch zuzuhören, um die Argumente seines Gegenübers verstehen zu können, um so dessen Person und/oder dessen Argumentation effektiv zu untergraben. In der griechischen Mythologie war Eris die Göttin der Zwietracht und des Streites. In der Philosophie der Antike verwendeten Platon und Aristoteles Eristik ursprünglich als Begriff für den wissenschaftlichen Meinungsstreit, insbesondere aber auch für das Streiten um des Rechthabens willen. Sie meinten damit die von den Sophisten entwickelte Dialogtechnik, mit der – beispielsweise in gerichtlichen Auseinandersetzungen – alles bewiesen oder auch alles widerlegt werden konnte. Platon favorisierte stattdessen als gerechtfertigtes Argumentationsverfahren die von Zenon von Elea entwickelte Dialektik. Aristoteles bewertete die Eristik ebenfalls negativ und zählte den eristischen Syllogismus zu den Sophismen (Trugschlüssen).Die Megariker, die Anhänger des Sokrates-Schülers Euklid von Megara, wurden auch als Eristiker bezeichnet. Von ihnen stammen die frühesten Untersuchungen zur formalen Logik, insofern ist der Begriff Eristik im Zusammenhang mit der antiken Philosophie keinesfalls nur negativ besetzt. Er bezieht sich auch auf eine Struktur des gültigen Beweises und seine Widerlegung. Insbesondere in gegenwärtigen politischen Diskussionen erleben wir des… Weiterlesen »Eristik – Der Dolch im Dialog – oder der Zwang Recht zu behalten

Ich bin Sisyphos, ich wälze einen Stein

Ich bin Sisyphos. Ich wälze meinen Stein, den ich für wahrhaftig halte, den Berg hinauf. Immer wieder und wieder stemme ich mich gegen den Fels, doch er bleibt unbeeindruckt von meiner unzulänglichen Kraft. Ich mache mich zum Narren in meinen Bemühungen. Ich will den Fels nicht liegen lassen. Nicht frei sein von der selbst aufgebürdeten Aufgabe, denn geschenkte Wahrheiten sind mir zuwider. Es ist meine Aufgabe, maße ich mir an, den Fels den Hang hinaufzurollen, solange bis er den Gipfel erreicht und dort verharrt für ewig. Als Ermahnung für die Gegenwärtigen und die Nachfolgenden auch. Allein kann mir diese Aufgabe nicht gelingen, ich weiß. Aber aufgeben ist keine Option. Den Fels nach oben zu wuchten, so lautet der Fluch seit Ewigkeiten. Andere, wie ich, stehen um den Stein. Nein, nicht wie ich, aber auch wie ich. Über Beschaffenheit und Farbe reden sie. Streiten, ob die Form optimal für das Vorhaben oder vielleicht der Berg sich unterordnen ließe dem großen Ziel. Andere fordern gar ein Gesetz zu sehen, einen Antrag, der das Hinaufrollen überhaupt erst erlaubt. Vom Olymp selbst, der auf eben diesem Berg sich eingerichtet hat, gezeichnet und gesiegelt.Nicht der Fels und nicht der Berg seien zur Lösung notwendig, sondern das grundlegende Verständnis für Berg und Stein wären unerlässlich. Zu klären sei weiterhin, ob Fels und Berg real seien oder eher als philosophische Metapher wahrzunehmen. Man müsse also zunächst beide in Einklang bringen und dann sich selbst mit beiden. Dann, so ist man sich kurz einig, könne die Aufgabe gelingen.Für das Gemeinwohl, so argumentieren andere,… Weiterlesen »Ich bin Sisyphos, ich wälze einen Stein

Das Konzept „Bio-Macht“ & Michel Foucault

Was ist Bio-Macht? Gegenwärtig hat es den Anschein das politische, soziale und ökonomische Machtstrukturen allgegenwärtig sind und jeden privaten Raum durchdringen. Daher ist die Theorie von Michel Foucault über Bio-Macht offensichtlich wieder von großer Bedeutung. Michel Foucault, ein französischer Philosoph und Sozialtheoretiker, hat, wie nur wenige vor ihm, faszinierende Ideen über die Art und Weise dargestellt, wie Macht in modernen Gesellschaften ausgeübt wird. Heute möchte ich Ihnen daher das Konzept der Bio-Macht nach Foucault näherbringen und wie es unser Verständnis von Macht, Wissen und Kontrolle verändern kann. Bio-Macht, wie von Michel Foucault geprägt, bezieht sich auf die Form der Macht, die sich auf die biologische Existenz und das Leben der Individuen auswirkt. Sie zielt darauf ab, nicht nur das Verhalten der Menschen zu kontrollieren, sondern auch ihre biologischen Prozesse und ihre Gesundheit zu regulieren. Dieses Konzept hebt hervor, wie moderne Institutionen und Regierungen ihre Macht ausweiten, indem sie sich in die biologischen Aspekte des menschlichen Lebens einmischen. Ein Beispiel für Bio-Macht findet sich im Gesundheitswesen. Medizinische Institutionen üben Macht aus, indem sie die biologischen Parameter der Menschen überwachen, diagnostizieren und behandeln. Dies ermöglicht es, bestimmte Verhaltensweisen als „gesund“ oder „krank“ zu klassifizieren und somit soziale Normen durch biologische Faktoren zu rechtfertigen. Die Kontrolle über die Fortpflanzung und Geburt ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt der Bio-Macht. Regierungen und Institutionen beeinflussen die Geburtenrate und fördern bestimmte reproduktive Verhaltensweisen. Dies kann direkte Auswirkungen auf die demografische Struktur einer Gesellschaft haben und somit die soziale Ordnung beeinflussen. Wie Foucaults Theorie aufzeigt, besteht die Gefahr des Missbrauchs von Bio-Macht. Regierungen… Weiterlesen »Das Konzept „Bio-Macht“ & Michel Foucault