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Spenden für den Müll?

Spenden für Bedürftige sind eine gute Sache, darin sind wir uns alle grundsätzlich einig. Sei es das Salamibrötchen für den Obdachlosen, sei es die Hilfe zur Selbsthilfe in afrikanischen Ländern, die Lebensmittelspenden der Handelsketten für die Tafeln oder die ganz alltägliche Nachbarschaftshilfe für die Oma eine Etage tiefer. All das sind Aktionen, die ohne Umwege dem Bedürftigen zugute kommen. Wer helfen möchte fragt nicht nach dem Eigennutz und prahlt auch nicht. Er/Sie tut es und erwartet keinen Lohn, keine Gegenleistung oder stellt gar Bedingungen.

Bitter kann es sein, wenn man im Nachhinein erfahren muss, dass die wohlgemeinte Hilfe abgewiesen wird, zweckentfremdet Verwendung findet oder die Hilfe gar nicht dort ankommt wo sie erwartet wird.

Sogenannten „Gutmenschen“ werden Hilfsaktionen mitunter nicht leicht gemacht. Wenn man z.B., wie 2015, Kinder erwartet und erwachsene Männer kommen, kann es passieren, dass man sich mit seinem Teddybär am Bahnsteig recht dumm vorkommt. Oder wenn man die Bürgschaft für so einen bärtigen Knaben übernimmt und im Nachhinein erfährt, dass man die Kosten hierfür tatsächlich selbst tragen soll.

Ähnlich mag es manchen Spendern gehen, wenn sie erfahren, dass ihre Spende für die Kriegsopfer spätestens in der Ukraine auf dem Müll landen, anstatt Tränen der Dankbarkeit hervor zurufen. Schuld daran sind die Spender, wie Medien zu berichten wissen.

Mit Teddybären und Babynahrung lässt sich kein Krieg gewinnen

Die Deutschen seien ebenfalls sehr hilfsbereit – allerdings auch ein wenig rätselhaft. Sie brächten unermüdlich Spenden vorbei, erzählt Plitkova (eine Spendenhelferin aus der Ukraine – Anm. d. Red.) : alte Kleider, Essen, Kuscheltiere. So sehr sie die Hilfe zu schätzen wisse, so ernsthaft frage sie sich, ob die Menschen in Deutschland verstehen, wie es den Menschen in der Ukraine geht. „Sie bringen uns tonnenweise Altkleider“, sagt sie. „Warum? Wir Ukrainer sind nicht nackt. Wir sind unter Beschuss.“

Weil der Feind sich nicht mit Altkleidern bezwingen lässt, stellen Plitkova und ihre Kollegen jeden Morgen eine lange Liste mit Spendengütern ins Internet, die besonders dringend benötigt werden. An diesem Montag steht dort unter anderem:

Kugelsichere Westen
Militär- und Jagdjacken
Camouflage-Rucksäcke
Taktische Ellbogenschützer
Taktische Knieschützer
Nachtsichtgeräte
Walkie-Talkies
Drohnen

Außerdem eine Reihe von Notfallmedikamenten. Celox zum Beispiel, ein Mittel, mit dem sich stark blutende Wunden stillen lassen.

Quelle – zeit.de

Ich stelle mir an dieser Stelle nicht mehr die Frage, ob es um Spenden für die Zivilbevölkerung geht, oder um die Versorgung mit kriegswichtigen Gütern. Wenn diese Liste tatsächlich typisch ist, kann nach meiner Meinung von humanitärer Hilfe nicht die Rede sein. Ich soll also als Spender politisch Partei ergreifen und einen Krieg mit Ausrüstung versorgen und verlängern. Da besteht für mich eine große Diskrepanz zwischen meinem Spendenverständnis und den obigen Forderungen. Jeder Krieg ist unmenschlich und jede Unterstützung, die der Verlängerung dieses Krieges dient, fordert Opfer zuallererst in der Zivilbevölkerung. Werden hier nicht vielleicht die Begriffe „Spende“ und „Humanität“ auf den Kopf gestellt? Ich soll indirekt dabei helfen, dass Menschen getötet werden können? Sorry, nicht mit mir. Da ist für mich ein Punkt erreicht, den ich nicht mittragen kann.

Von Organisationen, Spenden & Vergütungen

Warum wird trotzdem derart massiv zu Spenden in allen Medien aufgerufen? Warum stellen sich Organisationen und Spendenverbände nicht die gleichen Fragen wie ich? Warum sind allerorten die Organisationen und Vereine derart erpicht darauf auf allen Kanälen ihre Pfründe und Anteile zu sichern? Möglicherweise organisieren sie andere Güter. Möglicherweise kontrollieren sie die Geldströme besser. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ihr Business.

Was benötigt wird und wie das zu organisieren ist wissen selbstverständlich die einschlägigen Organisationen am Besten. Man lässt sich von Amateuren halt nicht die Butter vom Brot nehmen. Ob nun Caritas, DRK oder die anderen ca. 20 Hilfsorganisationen – sie alle beteiligen sich selbstverständlich auch an diesen Aktionen. Denn das ist ihr Business. Hier kennen sie sich aus. Und so wirbt man fleißig für Spenden und erklärt, was geht und was nicht.

Wenn Sie in den einschlägigen Suchmaschinen nach diesen Spendenaufrufen suchen, werden Sie die bekannten Organisationen im Kampf um die ersten Platzierungen im Suchergebnis finden. Schon lange tobt auch hier ein erbitterter Wettbewerb um Marktanteile.

Staatliche Zuschüsse, Steuererleichterungen und Vorstandsvergütungen sind maßgeblich vom „erwirtschafteten“ Spendenaufkommen abhängig. Längst sind unternehmensähnliche Strukturen in diesen Organisationen üblich. Es wird aggressiv Marketing betrieben und es wird ständig nach neuen gewinnträchtigen Spendenbereichen gesucht. Das führt mitunter dazu, dass großzügig in sogenannte freie Mitarbeiter, Berater oder halt in noble Firmensitze horrende Summen der Spendengelder – die Sie sich für den guten Zweck vom Munde abgespart haben – investiert werden.

Als Beispiel mag hier der sogenannte „Unicef-Skandal von 2007“ herhalten.

Am 20. Dezember 2007 enthüllt die FR das ganze Ausmaß der Beraterverträge bei Unicef. Anhand von Verträgen lassen sich alle Honorarvereinbarungen der Hilfsorganisation seit dem Jahr 2005 nachvollziehen – insgesamt mehr als zwei Millionen Euro. Die Berater bekamen zum Teil Tageshonorare von mehr als 1000 Euro. Bei einem Wirtschaftskonzern vielleicht normal, aber bei einer Spendenorganisation? Das Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI), welches das renommierte Spendensiegel vergibt, wird erstmals hellhörig. Man habe Unicef „eine Reihe von Fragen gestellt“, sagt DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke in der FR. Doch Unicef-Chef Garlichs will das Problem nicht wahrhaben. „Die FR recherchiert auch an anderen Stellen – ich werde Sie auf dem laufenden halten“, warnt er in einem weiteren internen Rundschreiben, das der FR bald vorliegt, weil immer mehr Mitarbeiter sich zunehmend mit der als richtig empfundenen Berichterstattung identifizieren und weniger mit ihrem Vorgesetzten.

So berichtet Matthias Thieme, Autor des Beitrages in der Frankfurter Rundschau:

Sie haben sich bislang immer als zutreffend erwiesen. Insbesondere die Person, die ich in dem Artikel vom 15.01.2008 zitiere, hat sich bis heute in vielfacher Hinsicht als absolut zuverlässig erwiesen. Ich habe im Verlauf des 14.01.2008 mehrfach mit der zitierten Person telefoniert, und zwar bis in den Abend hinein. Die in dem Artikel zitierte Äußerung ist im Rahmen dieser Gespräche von der Person getätigt worden und bezog sich inhaltlich auf den Bericht der Prüfungsgesellschaft KPMG. In diesem von jedem nachlesbaren Bericht, den die FR im Wortlaut veröffentlicht hat, heißt es, dass den von uns kritisierten Unicef-Zahlungen an die Berater Lietz und Zschaubitz „keine schriftliche Vereinbarung zu Grunde“ lag. Herr Lietz bekam von Unicef laut einem Vorstands-Papier 190 000 Euro, Herr Zschaubitz 260 000 Euro. Schon daraus ergibt sich, dass der von mir zitierte Insider in umgangssprachlichen Worten die Wahrheit sagt, wenn er sagt: „Da gingen Hunderttausender-Beträge einfach so auf Zuruf unter dem Tisch durch.“ Diese Verstöße betrafen den Bereich der Ordnungsmäßigkeit.

Quelle – antageslicht.de

Das mag für Sie als kleiner Spender zynisch klingen, aber die Caritas – nur als ein Beispiel hier angeführt – berichtet auf Ihrer Website:

Die Gültigkeit dieses Zusammenhangs erklärt, warum es auch in der Caritas eine gewisse Bandbreite in der Vergütung von hauptamtlichen Geschäftsführer(inne)n und Vorständen gibt. Im Auswertungsbericht werden die Jahresgesamtbezüge nach Alter, Zugehörigkeit zum Verband, Geschlecht, Befristung des Arbeitsverhältnisses und Tätigkeitsbereich des Unternehmens ausgewiesen. In der Behinderten-, Alten- und Jugendhilfe liegen die Jahresgehälter beispielsweise im Durchschnitt zwischen 74.000 und 81.000 Euro, im Bereich der Aus- und Fortbildung im Schnitt bei 85.000 Euro. Ein Viertel der Befragten erhält einen variablen Vergütungsbestandteil, der im Durchschnitt 14 Prozent der Gesamtvergütung ausmacht. Nicht monetäre Vergütungsbestandteile wie beispielsweise Firmenwagen werden ebenfalls beleuchtet.

Quelle – caritas.de

Der kategorische Imperativ & seine Erben

Immanuel Kant schrieb: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Sicher, dieser moralische Kompass ist sehr hoch angelegt. Aber fragen sie sich dennoch, ob es menschlich sein kann, Kriegsverwertbares in ein Kriegsgebiet zu liefern während gleichzeitig Hilfsgüter für die Zivilbevölkerung auf dem Müll landen.

  • Was wollen Sie mit Ihrer Spende erreichen?
  • Wem wollen Sie mit Ihrer Spende helfen?
  • Macht es tatsächlich immer Sinn jedem Spendenaufruf Folge zu leisten?
  • Helfen Sie mit dieser Spenden wirklich den Bedürftigen?
  • Entspricht die Verwendung Ihrer Spende auch dem Ziel, das Sie selbst verfolgen?
  • Und vor Allem: Benötigt man Ihre Spende tatsächlich?

Entwicklungshilfe ist, wenn die armen Leute eines reichen Landes für die reichen Leute eines armen Landes Geld spenden.

Zitat – Dennis Healey

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