
Es gibt diese Momente, in denen man als Bürger dieses Landes vor dem Fernseher sitzt oder durch die Nachrichten scrollt und sich fragt: Leben die da oben eigentlich auf demselben Planeten wie wir? Während Politiker in Talkshows von Deutschlands wichtiger Rolle in der Welt schwadronieren, sieht die Realität draußen anders aus. Die Energiepreise explodieren, Industriebetriebe wandern ab, und auf internationalen Gipfeln wird Deutschland bestenfalls noch belächelt. Was in den letzten Jahren passiert ist, lässt sich nicht mehr schönreden: Deutschland hat sich selbst demontiert, und zwar mit einer Gründlichkeit, die man fast bewundern könnte, wäre sie nicht so verheerend.
Der große Ausverkauf
Beginnen wir mit dem offensichtlichsten Irrsinn: der Energiepolitik. Während andere Länder pragmatisch auf einen Energiemix setzten, beschloss Deutschland im Alleingang, gleichzeitig aus Kernkraft und Kohle auszusteigen. Die Begründung? Man wolle Vorreiter beim Klimaschutz sein. Das Ergebnis? Die höchsten Strompreise Europas, deindustrialisierende Regionen und eine Abhängigkeit von russischem Gas, die selbst Wladimir Putin überrascht haben dürfte.
Die Ironie ist kaum zu ertragen: Man wollte moralisch überlegen sein und hat sich in die totale Abhängigkeit eines Autokraten begeben. Während Polen seine Kohleminen weiterbetreibt und die Franzosen an ihren Atomkraftwerken festhielten, schlossen deutsche Politiker funktionierende Kernkraftwerke und feierten sich dafür als Weltretter. Als uns dann der Gashahn zugedreht wurde, stand man da wie der Kaiser ohne Kleider. Die Antwort der Politik? Man habe das nicht vorhersehen können. Dabei hatten Experten, Ökonomen und sogar Geheimdienstler jahrelang gewarnt. Nur hat das niemanden in Berlin interessiert.
Die Energiewende wurde zum Fetisch einer Elite, die ihre Stromrechnung problemlos bezahlen kann, während normale Familien mitunter zwischen Heizen und Essen wählen müssen. Windräder in jeder Landschaft, Solaranlagen auf jeder Wiese – aber wenn nachts kein Wind weht, stehen die Fabriken still. Die Speichertechnologie, die das Ganze hätte funktionieren lassen können? Gibt es nicht in ausreichendem Maß. Ideologie statt Pragmatismus. Wunschdenken statt Realismus.
Die Selbstentmachtung
Parallel dazu lief die systematische Zerstörung dessen, was Deutschland einst stark gemacht hatte: seiner Industrie. Die Automobilbranche, jahrzehntelang Rückgrat der deutschen Wirtschaft, wurde mit immer absurderen Auflagen und Verboten traktiert. Erst Dieselgate, dann der erzwungene Umstieg auf Elektromobilität ohne ausreichende Ladeinfrastruktur und technologischer Vorbereitung. Während chinesische Hersteller massiv staatlich subventioniert wurden und den Markt eroberten, beschäftigten sich deutsche Konzerne mit Genderbeauftragten und Compliance-Richtlinien.
Das Verbrenner-Verbot ab 2035 ist das perfekte Symbol dieser Politik: Man verbietet eine Technologie, die man beherrscht, zugunsten einer Technologie, bei der man vom chinesischen Goodwill abhängig ist. Die Batterien kommen aus China, die seltenen Erden aus chinesisch kontrollierten Minen, und die Deutschen dürfen dann die teuren Karossen zusammenschrauben – solange China es erlaubt. Das nennt man dann Fortschritt.
Chemiekonzerne verlegen ihre Produktion nach Amerika, wo Energie ein Bruchteil kostet. Stahlwerke schließen, weil niemand mehr zu deutschen Strompreisen produzieren kann. Mittelständische Betriebe, die über Generationen Arbeitsplätze geschaffen haben, gehen pleite oder wandern ab. Und die Politik? Redet von Transformation und notwendigen Anpassungen. Übersetzung: Die Leute sollen sich halt umschulen lassen. Zu was, sagt keiner so genau.
Die außenpolitische Geisterfahrt
Auf der internationalen Bühne bot Deutschland in den letzten Jahren ein Schauspiel, das zwischen Tragödie und Farce changierte. Man wollte Vermittler sein zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd, zwischen allen und jedem. Das Ergebnis? Niemand nahm Deutschland mehr ernst. Die Amerikaner sahen einen unzuverlässigen Verbündeten, der seine Verteidigungszusagen nicht einhielt. Die Osteuropäer einen naiven Träumer, der Putin für einen gefährlichen Geschäftspartner hielt. Die Franzosen einen Partner, der zwar gerne mitredet, aber nichts entscheidet.
Die Ukraine-Krise offenbarte das ganze Desaster. Während Boris Johnson in Kiew war und Entscheidungen traf, schickte Deutschland Helme. Fünftausend Helme für ein Land im Krieg. Die Demütigung war komplett, als der ukrainische Botschafter dieses Almosen öffentlich als Witz bezeichnete. Und er hatte recht. Es war ein Witz – nur dass niemand lachte.
Die China-Blauäugigkeit
Ein besonders absurdes Kapitel ist die deutsche Chinapolitik. Während die Amerikaner längst erkannt haben, dass China nicht Partner, sondern wirtschaftlicher Rivale ist, verkaufen deutsche Konzerne munter weiter ihr Know-how nach Beijing. Jedes Auto, das VW in China baut, jede Maschine, die Siemens liefert, ist ein Puzzleteil im chinesischen Plan, den Westen technologisch zu überholen.
Die Naivität ist atemberaubend. Man glaubt tatsächlich, dass Geschäfte Politik ersetzen können. Dass Handelsbeziehungen Freiheit bringen. Dass Wohlstand automatisch zu Demokratie führt. All diese Theorien sind widerlegt, aber in Deutschland klammert man sich daran wie an Treibgut. Die Begründung? Der chinesische Markt ist zu wichtig. Übersetzung: Kurzfristige Profite sind wichtiger als langfristige Souveränität.
Die Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten, von chinesischer Produktion, von chinesischem Goodwill ist möglicherweise noch größer als die Gasabhängigkeit von Russland je war. Aber das will keiner hören, weil es das Geschäftsmodell gefährden könnte.
Die Bundeswehr als Lachnummer
Apropos Verteidigung: Die Bundeswehr ist zum internationalen Meme geworden. Panzer, die nicht fahren. Hubschrauber, die nicht fliegen. Gewehre, die nicht schießen. Unterhosen, die Mangelware sind. Das ist keine Armee, das ist eine Beschäftigungstherapie für Bürokraten. Jahrzehntelang wurde die Truppe kaputtgespart. Die sogenannte Friedensdividende wurde kassiert, und die Bundeswehr durfte zusehen, wie sie mit rostigem Gerät aus dem Kalten Krieg noch irgendwie funktioniert.
Das Tragische daran: Die Soldaten wollen. Die wissen, was Sache ist. Aber sie werden im Stich gelassen von einer Politik, die lieber Geld für Gender-Toiletten ausgibt als für funktionierende Ausrüstung oder Infrastruktur. Und wenn mal jemand in der Truppe unverblümt sagt, was Sache ist, wird er wegen politischen Haltungsproblemen gemaßregelt.
Europa ohne Führung
In der Europäischen Union bot sich ein ähnliches Bild. Deutschland, das sich gerne als Motor der Integration sah, wurde zum Bremsklotz. Die Schuldenkrise? Wurde ausgesessen, bis sie chronisch wurde. Die Migrationskrise? Deutschland öffnete im Alleingang die Grenzen und überließ es dann anderen, mit den Konsequenzen klarzukommen. Die Energiekrise? Man hatte sich abhängig gemacht und versuchte nun, den Rest Europas für die eigenen Fehler bluten zu lassen.
Die osteuropäischen Staaten haben längst begriffen, dass Deutschland kein verlässlicher Partner mehr ist. Polen setzt auf die USA, die Balten auf die NATO, und alle zusammen schauen kopfschüttelnd nach Berlin, wo man sich in Koalitionsstreitigkeiten und Brandmauergerede verzettelt, während draußen die Welt brennt. Die deutsch-französische Achse? Existiert nur noch auf dem Papier. Macron macht seine eigene Geopolitik, und Berlin läuft verwirrt hinterher.
Was Europa bräuchte, wäre ein Deutschland, das gemeinschaftlich, aber auch für eigene Interessen handelt, das entscheidet, das Verantwortung übernimmt. Was Europa bekommt, ist ein Deutschland, das zaudern, sich wegducken und moralische Appelle von sich geben kann. Das reicht vielleicht für einen Kirchentag, aber nicht für die Gestaltung internationaler Politik.
Die Meinungsdiktatur
Was die Sache noch schlimmer macht: Wer diese Entwicklungen öffentlich kritisiert, wird sofort in die rechte Ecke gestellt. Wer die Energiepolitik hinterfragt, ist Klimaleugner. Wer die Migrationspolitik kritisiert, ist Rassist. Wer die Chinapolitik problematisiert, ist Handelskriegstreiber. Diese Totschlagargumente haben jede ernsthafte Debatte erstickt. In den Medien dominiert eine Einheitsmeinung, die jede abweichende Position als extremistisch brandmarkt.
Das hat zur Folge, dass Probleme nicht mehr offen diskutiert werden können. Dass Fehlentwicklungen nicht korrigiert werden. Dass Kritiker mundtot gemacht werden, nicht durch Zensur, sondern durch soziale Ächtung. Wer im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine Talkshow sehen will, in der ernsthaft über die Kosten der Energiewende gestritten wird, sucht vergeblich. Stattdessen: Harmonie, Konsens, gegenseitiges Schulterklopfen.
Die Folge ist eine Spaltung der Gesellschaft. Die einen glauben, was ihnen die Tagesschau erzählt. Die anderen glauben gar nichts mehr und suchen sich ihre Informationen in unabhängigen Kanälen. Die Mitte, der vernünftige Diskurs, ist weitgehend verschwunden. Und damit auch die Möglichkeit, die Probleme dieses Landes gemeinsam anzugehen.
Der Abstieg als Programm
Das Perfide an dieser Entwicklung ist: Sie wird als Fortschritt verkauft. Der Niedergang der Industrie? Ist notwendige Transformation. Die sinkende militärische Bedeutung? Ist friedenspolitische Vernunft. Der Verlust an internationalem Einfluss? Ist Abkehr von imperialistischem Denken. Man hat aus Dummheit eine Tugend gemacht und erzählt sich selbst, dass der Abstieg eigentlich ein Aufstieg ist – moralisch zumindest.
Diese Selbsttäuschung durchzieht alle Ebenen. Die Politik belügt die Bürger, die Medien belügen sich selbst, und am Ende glauben alle gemeinsam an eine Wirklichkeit, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Deutschland als Vorbild, als moralische Supermacht, als Leuchtturm der Weltgemeinschaft – während rundherum alles zusammenbricht.
Die Wahrheit ist: Deutschland ist auf dem Weg, ein unbedeutender Wirtschaftsraum zu werden, der gelegentlich noch moralische Belehrungen von sich gibt, die aber niemanden mehr interessieren. Ein Land, das seine Vergangenheit nicht bewältigt hat, sondern von ihr gefressen wird. Das so sehr mit sich selbst beschäftigt ist, dass es vergessen hat, dass da draußen noch eine Welt existiert, in der andere die Regeln machen.
Was normale Menschen längst wissen
Fragt man Menschen auf der Straße, fernab der Berliner Blase und der Konzernzentralen, wissen die meisten längst Bescheid. Sie sehen, wie ihre Firma Stellen abbaut oder ins Ausland verlagert. Sie zahlen ihre Stromrechnung, gehen in den Supermarkt und kommen mit halbvollen Taschen heraus und schütteln den Kopf. Sie hören die Versprechungen der Politiker und glauben kein Wort mehr. Sie beobachten, wie Deutschland international zur Fußnote wird, und wundern sich nicht.
Es gibt diese krasse Diskrepanz zwischen dem, was die politische Klasse erzählt, und dem, was die Menschen erleben. Die einen reden von blühenden Landschaften der Energiewende, die anderen sehen Windräder, die sich nicht drehen, und Stromausfälle, die zunehmen. Die einen beschwören den europäischen Zusammenhalt, die anderen sehen, dass jeder nur noch an sich denkt. Die einen predigen internationale Verantwortung, die anderen sehen ein Land, das nicht mal seine eigenen Interessen durchsetzen kann.
Diese Kluft wird immer größer. Und je größer sie wird, desto verzweifelter werden die Versuche, sie zu überbrücken. Mit immer absurderen Erklärungen, immer wilderer Propaganda, immer schärferen Angriffen auf alle, die den Mund aufmachen. Aber es hilft nichts. Die Realität lässt sich nicht wegdiskutieren. Und die Demontage lässt sich nicht mehr aufhalten, solange die Verantwortlichen so weitermachen wie bisher.
Der Blick nach vorn, der keiner ist
Was bräuchte es, um diesen Kurs zu ändern? Zunächst Ehrlichkeit. Ein Eingeständnis, dass vieles schiefgelaufen ist. Dass Entscheidungen getroffen wurden, die sich als falsch erwiesen haben. Dass Deutschland nicht auf dem richtigen Weg ist, sondern in einer Sackgasse steckt. Davon ist nichts zu sehen. Stattdessen weiteres Vertuschen, Beschönigen, Durchhalten.
Es bräuchte Politiker, die bereit sind, unpopuläre Wahrheiten auszusprechen und vor Allem unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Die nicht nach der nächsten Umfrage schielen, sondern das tun, was notwendig ist. Die wieder an Deutschland denken statt an ihre Karriere. Auch davon: keine Spur.
Es bräuchte eine Rückbesinnung auf das, was Deutschland stark gemacht hat: solide Ingenieurskunst, wirtschaftliche Vernunft, politischen Pragmatismus. Stattdessen: Ideologie, Symbolpolitik, Realitätsverweigerung.
Die Demontage Deutschlands ist kein Schicksal, das über uns hereingebrochen ist. Sie ist das Ergebnis bewusster Entscheidungen. Und sie lässt sich nur umkehren durch andere, bessere Entscheidungen. Ob die noch kommen, ist fraglich. Die politische Klasse zeigt keine Anzeichen, aufwachen zu wollen. Und die Bevölkerung ist zu sehr mit dem eigenen Überleben beschäftigt, um noch groß zu protestieren.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Deutschland seine Position in der Welt nicht durch äußere Feinde verloren hat, sondern durch innere Dummheit. Dass ein Land, das alles hatte, um erfolgreich zu sein, sich selbst demontiert hat mit einer Mischung aus Hybris, Naivität und ideologischer Verblendung. Dass die Rechnung für Jahre falscher Politik nun präsentiert wird – und dass sie deutlich höher ausfällt, als irgendjemand es wahrhaben will.