
Aus dem Vorwort:
In den Jahren zwischen 2015 und 2025 hat sich in der Volksrepublik China eine technologische Dynamik entfaltet, die weltweit ihresgleichen sucht. Die Geschichte dieses Jahrzehnts ist nicht nur eine von Fortschritt und Innovationskraft, sondern auch von kulturellem Wandel, geopolitischer Neupositionierung und gesellschaftlicher Neuorientierung. Es ist die Geschichte eines Landes, das lange als Werkbank der Welt galt, aber inzwischen dabei ist, sich als führender Innovator in einer zunehmend digitalen Welt zu etablieren.
Die technologische Revolution Chinas in diesem Zeitraum ist weder ein Zufallsprodukt noch ausschließlich Ergebnis einzelner disruptiver Erfindungen. Vielmehr ist sie Ausdruck eines gezielten, strategischen Strebens nach Autonomie, Einfluss und Wettbewerbsfähigkeit in einer Welt, die immer stärker von Informationstechnologie, künstlicher Intelligenz, Biotechnologie und nachhaltiger Energie abhängig ist. Diese Entwicklungen sind nicht losgelöst von der politischen und wirtschaftlichen Realität des Landes zu betrachten, sondern tief in ihr verwurzelt.
Dabei ist es hilfreich, sich von vereinfachten Narrativen zu lösen. Weder ist China das dystopische Überwachungsregime, das mit digitaler Totalität droht, noch ist es der technologische Heilsbringer, der den Westen überholen will, um ihn zu retten. Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Komplexität der Realität, in den Widersprüchen eines Systems, das ebenso auf staatliche Kontrolle wie auf unternehmerische Freiheit setzt, das gleichzeitig nationalistisch und global ausgerichtet ist.
Darüber hinaus ist der längst überholte westliche Blick auf China oft mit einem unterschwelligen Gefühl moralischer Überlegenheit gekoppelt. Der Glaube, dass nur in liberal-demokratischen Systemen echte Kreativität und Innovation möglich sei, wird zunehmend durch die Realität widerlegt. Natürlich bringt das chinesische System seine eigenen ethischen Herausforderungen mit sich – insbesondere im Bereich Datenschutz, Überwachung und individueller Freiheiten – doch diese Fragen lassen sich nicht mit technischer Rückständigkeit gleichsetzen. Vielmehr zeigt China, dass autoritär geprägte Systeme sehr wohl in der Lage sind, Innovationen zu fördern und strukturell zu verankern – wenn auch mit anderen Motivationen und Folgen.


Made in China 2025 – Die große Initiative – Von der „Werkbank der Welt“ zur Innovationsnation
Das Buch „Made in China 2025 – Die große Initiative – Von der „Werkbank der Welt“ zur Innovationsnation“ bietet einen fundierten Einblick in Chinas Wandel von einem globalen Produktionsstandort zu einer führenden Kraft in der technologischen Innovation.
Was Sie in diesem Buch erwartet:
Chinas Technologieentwicklung: Lernen Sie, wie China in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, 5G, Elektromobilität und Halbleiterindustrie eine zentrale Rolle einnimmt.
Strategie „Made in China 2025“: Verstehen Sie die Hintergründe und Ziele von Chinas Plan, eine Technologie-Supermacht zu werden.
Detaillierte Analysen: Das Buch beleuchtet die Innovationszentren wie Shenzhen sowie Unternehmen wie Huawei, Alibaba und Tencent und ihre Bedeutung für die globale Tech-Landschaft.
Globale Perspektiven: Erfahren Sie, wie Chinas technologischer Aufstieg Wirtschaft, Politik und Unternehmen weltweit beeinflusst.
Inhalte im Fokus:
Einblicke in Chinas Technologiepolitik und die Bedeutung von Patentanmeldungen.
Analysen zu Überwachungstechnologien und ihren internationalen Auswirkungen.
Praktische Erkenntnisse für Unternehmen im globalen Wettbewerb mit chinesischen Innovationen.
Wechselwirkung zwischen Bevölkerung und Technologie
Warum Sie dieses Buch lesen sollten?
„Made in China 2025 – Die große Initiative“ bietet eine differenzierte und gut recherchierte Darstellung eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Es hilft Ihnen, die Dynamiken der chinesischen Innovationslandschaft zu verstehen und deren globale Bedeutung einzuordnen.
Vertiefen Sie mit diesem Buch Ihr Verständnis für Chinas technologische Zukunft!
Kapitel: Was der Westen von China lernen könnte
Die Welt hat China in den letzten zehn Jahren mit einer Mischung aus Bewunderung, Skepsis und Staunen beobachtet. Zwischen 2015 und 2025 hat sich das Land von der Werkbank der Welt in eine globale Supermacht verwandelt, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch technologisch, kulturell und geopolitisch die Spielregeln neu definiert. Dieser Wandel ist nicht nur ein Spiegelbild von Chinas innerer Dynamik, sondern auch eine Herausforderung für den Westen, der sich fragt, wie er mit diesem neuen Giganten umgehen soll. Doch jenseits der geopolitischen Rivalitäten und medialen Schlagzeilen gibt es eine andere Frage, die selten gestellt wird: Was kann der Westen von China lernen?
Diese Frage ist nicht naiv, sondern notwendig, denn Chinas Entwicklung in diesem Jahrzehnt bietet Einsichten, die universell sind – über Innovation, gesellschaftlichen Zusammenhalt, Krisenmanagement und die Kunst, langfristig zu denken. In diesem Kapitel möchte ich tiefer in Chinas Transformation eintauchen und die Mechanismen hinter ihrem Aufstieg beleuchten, die für den Westen relevant sind, ohne dabei die Schattenseiten zu ignorieren. Dabei verbinden wir nüchterne Analyse mit Geschichten von Menschen, Unternehmen und Ideen, die diesen Wandel geprägt haben.
Im Jahr 2015 stand China an einem Scheideweg. Das Land hatte in den drei Jahrzehnten zuvor ein Wirtschaftswunder erlebt, das Hunderte Millionen Menschen aus der Armut hob. Doch die Herausforderungen waren gewaltig. Die Wirtschaft war stark von Exporten und Investitionen in Infrastruktur abhängig, während der Binnenkonsum schwächelte. Umweltprobleme, von Smog über Wasserknappheit bis hin zu Bodenerosion, bedrohten die Lebensqualität. Die Bevölkerung alterte rapide, und die Ungleichheit zwischen Stadt und Land wuchs. Gleichzeitig stand die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) unter Druck, ihre Legitimität in einer Gesellschaft zu bewahren, die zunehmend gebildet, vernetzt und anspruchsvoll war. Unter Xi Jinping, der 2012 die Führung übernommen hatte, begann China, einen neuen Kurs einzuschlagen. Die Vision war klar: China sollte nicht nur eine Wirtschaftsmacht, sondern ein globaler Innovationsführer werden, der seine eigenen Regeln schreibt.
Eine der zentralen Initiativen war die im Jahr 2013 gestartete „Belt and Road Initiative“ (BRI), die 2015 an Fahrt gewann. Dieses Mammutprojekt zur Schaffung eines globalen Netzwerks aus Handelsrouten und Infrastruktur zeigte Chinas Ambition, die Weltwirtschaft neu zu ordnen. Gleichzeitig wurde der Plan „Made in China 2025“ veröffentlicht, der darauf abzielte, China von der Produktion einfacher Waren hin zu High-Tech-Industrien wie Künstlicher Intelligenz, Robotik und Biotechnologie zu führen. Doch diese Pläne waren mehr als nur wirtschaftliche Strategien – sie waren Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. China wollte nicht länger der Schüler des Westens sein, sondern ein Lehrer, der seine eigene Geschichte erzählt.
Der Wandel: Von der Werkbank zur Innovationsmacht
Um zu verstehen, was der Westen von China lernen kann, müssen wir zunächst die Triebkräfte hinter diesem Wandel analysieren. Eine der beeindruckendsten Errungenschaften Chinas zwischen 2015 und 2025 war die Geschwindigkeit, mit der es seine Wirtschaft transformierte. Nehmen wir die Geschichte von Shenzhen, einer Stadt, die symbolisch für diesen Wandel steht. 2015 war Shenzhen bereits ein Technologiezentrum, bekannt als Heimat von Unternehmen wie Huawei und Tencent. Doch in den folgenden zehn Jahren verwandelte sich die Stadt in ein globales Innovationslabor. Hier entstanden Start-ups wie DJI, der Weltmarktführer für Drohnen, und BYD, das Elektroautos produzierte, die mit Tesla konkurrierten. Shenzhen wurde zu einem Ort, an dem Ideen in Rekordzeit in Produkte umgesetzt wurden – ein Konzept, das als „Shenzhen Speed“ bekannt wurde.
Die Geschichte von Li Wei, einem jungen Ingenieur aus Sichuan, illustriert diesen Prozess. 2016 zog Li nach Shenzhen, um in einem kleinen Start-up zu arbeiten, das sich auf KI-gestützte Logistiklösungen spezialisierte. Innerhalb von fünf Jahren wuchs das Unternehmen von einem Team von zehn Personen zu einem globalen Akteur mit Niederlassungen in Südostasien und Europa. Was Li und seine Kollegen antrieb, war nicht nur der Zugang zu Kapital, sondern eine Kultur der Geschwindigkeit und Pragmatik. „In Shenzhen“, erzählte Li, „gibt es kein langes Zögern. Wenn eine Idee vielversprechend ist, wird sie sofort getestet. Scheitert sie, versucht man etwas Neues. Diese Mentalität hat uns erlaubt, schneller zu sein als unsere Konkurrenten in Kalifornien oder Berlin.“
Diese Geschwindigkeit war kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter staatlicher Strategien. Die chinesische Regierung investierte massiv in Forschung und Entwicklung, mit einem Forschungsbudget, das 2020 das der Europäischen Union überstieg. Gleichzeitig schuf sie Anreize für Unternehmen, in Zukunftstechnologien zu investieren. Der Plan „Made in China 2025“ führte dazu, dass China 2025 in Bereichen wie 5G, Quantencomputing und erneuerbare Energien weltweit führend war. Huawei, einst ein Symbol für Chinas Abhängigkeit von westlicher Technologie, entwickelte eigene Chips und Betriebssysteme, nachdem es 2019 mit US-Sanktionen konfrontiert wurde. Diese Fähigkeit zur Anpassung unter Druck ist eine der zentralen Lehren für den Westen: Resilienz entsteht durch die Kombination von staatlicher Unterstützung, privater Initiative und einer Kultur, die Scheitern als Teil des Fortschritts akzeptiert.
Ein weiterer Aspekt, der Chinas Wandel prägte, war die Fähigkeit der Regierung, langfristig zu denken. Während westliche Demokratien oft in kurzen Wahlzyklen gefangen sind, verfolgte China einen Ansatz, der auf Jahrzehnte ausgelegt war. Nehmen wir die Geschichte von Zhang Mei, einer Umweltwissenschaftlerin, die 2015 an einem staatlichen Programm zur Wiederaufforstung arbeitete. Damals kämpfte China mit massiven Umweltproblemen – die Luft in Peking war oft nicht mehr atembar, und Flüsse waren durch industrielle Verschmutzung vergiftet. Doch die Regierung setzte ehrgeizige Ziele: Bis 2025 sollte die Luftqualität in Großstädten deutlich verbessert werden, und ein Viertel des Landes sollte wieder aufgeforstet sein.
Zhangs Team arbeitete an einem Projekt in der Provinz Hebei, wo Millionen Bäume gepflanzt wurden, um Wüstenbildung zu stoppen. „Es war nicht nur eine Frage des Pflanzens“, erklärte sie. „Wir nutzten Drohnen, KI und Satellitendaten, um die besten Standorte zu finden und die Entwicklung zu überwachen. Der Staat gab uns die Ressourcen, aber die Wissenschaft gab uns die Präzision.“ Bis 2025 hatte China die Fläche seiner Wälder um 10 Prozent erhöht, während die CO2-Emissionen pro Kopf sanken. Dies war kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Plans, der Wissenschaft, Technologie und politischen Willen vereinte.
Der Westen könnte hier lernen, wie wichtig es ist, langfristige Visionen mit konkreten Maßnahmen zu verbinden. In vielen westlichen Ländern werden Umweltziele zwar formuliert, doch die Umsetzung scheitert oft an Bürokratie oder kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen. Chinas Ansatz zeigt, dass ein starker Staat, der Ressourcen bündelt und klare Prioritäten setzt, transformative Ergebnisse erzielen kann. Allerdings hat dieser Ansatz auch seine Schattenseiten – die zentralisierte Kontrolle führte in einigen Fällen zu ineffizienten Großprojekten oder gar zu Menschenrechtsverletzungen, etwa bei der Umsiedlung von Gemeinden für Infrastrukturprojekte. Der Westen muss daher nicht Chinas autoritäres Modell übernehmen, sondern die Prinzipien der langfristigen Planung und koordinierten Umsetzung adaptieren.
Ein weiterer Bereich, in dem China bemerkenswerte Fortschritte machte, war der gesellschaftliche Zusammenhalt. In einem Land mit 1,4 Milliarden Menschen und tiefen regionalen Unterschieden ist es keine Kleinigkeit, ein Gefühl der Einheit zu schaffen. Die Geschichte von Wang Jun, einem Lehrer aus einer ländlichen Gegend in Yunnan, zeigt, wie China dies teilweise erreichte. 2015 war Wangs Dorf von der Außenwelt abgeschnitten – es gab keine asphaltierte Straße, und die Schule hatte kaum Bücher. Doch im Rahmen des staatlichen Programms zur Armutsbekämpfung wurde sein Dorf an das Stromnetz angeschlossen, eine Straße gebaut und die Schule mit Computern ausgestattet. Bis 2020 hatte China nach offiziellen Angaben die extreme Armut eliminiert, ein Ziel, das viele im Westen für unmöglich hielten.
Wang bemerkte jedoch, dass der Fortschritt seinen Preis hatte. „Die jungen Leute zogen in die Städte“, erzählte er. „Unsere Traditionen, unsere Sprache – vieles ging verloren.“ Dies spiegelt eine größere Herausforderung wider: Chinas Wandel brachte Wohlstand, aber auch kulturelle und soziale Verwerfungen. Die Urbanisierung führte dazu, dass Millionen Menschen ihre Wurzeln verließen, während das Überwachungssystem das Verhalten der Bürger zunehmend kontrollierte. Für den Westen ist dies eine wichtige Lektion: Fortschritt muss inklusiv sein und darf nicht auf Kosten von Identität oder Freiheit gehen. Gleichzeitig zeigt Chinas Erfolg bei der Armutsbekämpfung, dass gezielte staatliche Programme, die auf die Bedürfnisse der Ärmsten abzielen, massive Wirkung entfalten können.
Kein Aspekt von Chinas Wandel ist so umstritten wie sein Einsatz von Technologie. Zwischen 2015 und 2025 wurde China zum weltweiten Vorreiter in Bereichen wie Künstlicher Intelligenz, 5G und digitaler Infrastruktur. Die Geschichte von Liu Chen, einem Softwareentwickler bei einem Pekinger Tech-Unternehmen, beleuchtet diesen Fortschritt. Liu arbeitete an einem System zur Gesichtserkennung, das in Städten wie Hangzhou eingesetzt wurde, um Verkehrsflüsse zu optimieren und Kriminalität zu bekämpfen. „Unsere Algorithmen konnten innerhalb von Sekunden einen Verdächtigen in einer Menschenmenge identifizieren“, erklärte er stolz. Doch er räumte auch ein: „Manchmal fragte ich mich, ob wir zu weit gehen. Die Technologie ist mächtig, aber sie kann auch missbraucht werden.“
Tatsächlich wurde Chinas Überwachungssystem weltweit kritisiert, insbesondere im Zusammenhang mit der Situation in Xinjiang, wo die Uiguren unter strenger Kontrolle standen. Der Westen kann hier eine doppelte Lektion lernen: Einerseits zeigt Chinas Fortschritt in der KI, wie Technologie das Leben verbessern kann – von smarter Verkehrssteuerung bis hin zu effizienteren Gesundheitssystemen. Andererseits mahnt es zur Vorsicht: Ohne klare ethische Rahmenbedingungen kann Technologie zur Unterdrückung werden. Der Westen, der oft mit Datenschutzskandalen und ineffizienter Regulierung kämpft, könnte von Chinas Fähigkeit lernen, Technologie flächendeckend einzusetzen, während er gleichzeitig robustere Schutzmechanismen für die Privatsphäre entwickelt.
Chinas Aufstieg war nicht nur eine nationale Geschichte, sondern eine globale. Die Belt and Road Initiative veränderte die geopolitische Landschaft, indem sie Länder in Asien, Afrika und Europa bis nach Ungarn durch Infrastruktur und Handel verband. Die Geschichte von Amina, einer Unternehmerin aus Kenia, zeigt, wie diese Initiative wirkte. 2018 investierte ein chinesisches Unternehmen in den Hafen von Mombasa, wo Amina eine Logistikfirma betrieb. „Plötzlich hatten wir Zugang zu globalen Märkten“, erzählte sie. „Aber wir merkten auch, dass die Chinesen ihre eigenen Arbeiter mitbrachten. Es war eine Partnerschaft, aber keine gleichberechtigte.“ Bis 2025 hatte die BRI über 100 Länder erreicht, doch sie brachte auch Schuldenfallen und Abhängigkeiten mit sich.
Für den Westen ist die BRI eine Lektion in globaler Führung. Während westliche Länder sich oft auf militärische oder diplomatische Macht konzentrieren, zeigte China, wie Infrastruktur und Wirtschaft Beziehungen schmieden können. Gleichzeitig mahnt die Kritik an der BRI zur Transparenz und Fairness. Der Westen könnte lernen, ähnliche Initiativen zu entwickeln, die auf gegenseitigem Nutzen basieren, anstatt nur auf kurzfristigen Gewinnen.
Ein oft übersehener Aspekt von Chinas Wandel ist seine kulturelle Renaissance. Zwischen 2015 und 2025 investierte China massiv in seine kulturelle Soft Power. Filme, Musik und Kunst aus China gewannen international an Einfluss. Die Geschichte von Chen Xi, einer Filmemacherin aus Shanghai, zeigt diesen Wandel. 2017 drehte sie einen Dokumentarfilm über die Geschichte der Seidenstraße, der auf internationalen Festivals gefeiert wurde. „Ich wollte zeigen, dass China nicht nur Fabriken hat“, sagte sie. „Wir haben eine Geschichte, die Jahrtausende zurückreicht, und wir können sie modern erzählen.“ Bis 2025 waren chinesische Filme regelmäßig bei den Oscars vertreten, und Plattformen wie iQiyi konkurrierten mit Netflix. Für den Westen ist dies eine Erinnerung daran, dass kulturelle Narrative Macht haben. Während Hollywood und westliche Medien lange die globale Kultur dominierten, zeigte China, wie wichtig es ist, die eigene Geschichte zu erzählen. Der Westen könnte lernen, seine kulturelle Vielfalt bewusster zu nutzen, um globale Gespräche zu prägen, anstatt sich auf alte Klischees zu verlassen.
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Ein weiterer Punkt, den China an der westlichen Kritik auszusetzen hatte, war die Doppelmoral. Während westliche Länder China vorwarfen, protektionistische Maßnahmen zu ergreifen, führten sie selbst restriktive Maßnahmen ein, etwa Exportkontrollen für Hightech-Produkte wie Halbleiter oder Sanktionen gegen chinesische Unternehmen wie Huawei. Für China war dies ein Beweis dafür, dass der Westen nicht an einem fairen Wettbewerb interessiert sei, sondern versuche, Chinas technologischen Aufstieg zu behindern. Diese Spannungen führten dazu, dass China die öffentliche Kommunikation über „Made in China 2025“ herunterfuhr, um die Konfrontation mit dem Westen zu entschärfen. Stattdessen wurden die Ziele der Initiative in allgemeinere Strategien wie den 14. Fünfjahresplan oder die „Dual Circulation“-Strategie integriert, die weniger explizit als Herausforderung für den Westen wahrgenommen werden.
Die Kontroverse um „Made in China 2025“ zeigt, wie eng Chinas Klimaziele mit seiner wirtschaftlichen und geopolitischen Strategie verknüpft sind. Während die Initiative dazu beigetragen hat, China als führende Kraft in der grünen Technologie zu etablieren, hat sie auch Misstrauen im Westen geweckt. Die chinesische Regierung hat darauf reagiert, indem sie die Kommunikation angepasst hat, ohne die zugrunde liegenden Ziele aufzugeben.
Dieser Balanceakt zwischen nationaler Ambition und internationaler Diplomatie wird entscheidend sein, um die Dekarbonisierung bis 2030 und die Klimaneutralität bis 2060 zu erreichen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob China es schafft, die Spannungen mit dem Westen zu entschärfen, ohne seine Vision einer nachhaltigen, technologisch führenden Zukunft zu kompromittieren. In einer Welt, die dringend Lösungen für die Klimakrise benötigt, könnte Chinas Fähigkeit, Innovation und Kooperation zu vereinen, den Unterschied machen.
PS: Das chinesische Wort für „Krise“ ist 危机 (wēijī). Es besteht aus zwei Silben: 危 (wēi), was „Gefahr“ oder „gefährlich“ bedeutet, und 机 (jī), was „Gelegenheit“ oder „Möglichkeit“ ausdrückt. Denken Sie einmal darüber nach.
Hermann Selchow