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Es ist auch nicht Alles gut, oder?

Quelle – Unsplash

Das Leben eines Bloggers wird zunehmend schwieriger. Damit meine ich nicht nur eine gefühlte oder reale Zensur. Die Ereignisse überschlagen sich, die politischen Fehltritte in diesem Land werden dreister und unerträglicher. Sobald man sich einem Auszug aus dem aktuellen Wust widmet, reißen an anderer Stelle die Fäden. Wenn man sich gewiss ist, eine Angelegenheit erfasst und verarbeitet zu haben, hat man letztendlich doch nur ein fragiles Bild vor Augen, und merkt am Ende, dass viele Mosaiksteine fehlen.

Wenn Vergleiche verpönt sind muss man fragen:“WARUM?“. Wenn unbequeme Meinungen zum Schweigen gebracht werden, muss man sich fragen:“WARUM“. Wenn ein islamistischer Terrorakt nichts mit dem Islam zu tun hat, aber ein einzelner „Nazi“ unter Demonstranten, zigtausende zu „Nazis“ macht – muss man sich fragen: „WARUM?“ Wenn Bildung & Erfahrung für ein öffentliches Amt zunehmend zum Ausschlusskriterium werden, muss man sich fragen: „WARUM?“. Ich könnte diese Liste endlos fortsetzen. Aber es wäre mir lieber, Sie täten das für sich selbst. Fragen Sie sich bei allem das Sie nicht nachvollziehen können: „WARUM?“. Möglicherweise werden Sie Ihre Antworten überraschen.

Ich möchte Sie heute mit meinem Halbwissen und Teil-Informationen verschonen und einen Mann zu Worte kommen lassen, der in einer ebenfalls wirren Zeit seine Gedanken präziser und wohlgeformter zum Ausdruck brachte:

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?

Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich sattzuessen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren.)

Man sagt mir: iss und trink du! Sei froh, dass du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.

Ich wäre gerne auch weise.

In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen.
Auch ohne Gewalt auskommen,
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen,
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

II.



III
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.
Dabei wissen wir doch:
Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.

Ihr aber, wenn es so weit sein wird
Dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unserer
Mit Nachsicht.

Quelle – B.Brecht „An die Nachgeborenen „

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